Alltagsbegleiterin
Heute nehme ich dich mal mit in meine Rolle als Alltagsbegleiterin:
Es ist ein Geschenk des Himmels, dass ich an dieser beruflichen Weggabelung genau diese Abzweigung nahm.
Während der Weiterbildung zur Betreuungskraft, öffnete sich für mich die Tür, als Alltagsbegleiterin in einer Wohngemeinschaft für Senioren mit zu wirken.
Zwei Contras gab es anfangs allerdings.
Die Entfernung (ich wollte so sehr mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren) und die Pflege.
In einem
Pflegeheim übernimmt die Fachkraft die komplette Pflege. In einer WG
ist das anders. Eine Alltagsbegleiterin macht alles, bzw. unterstützt
genau da, wo Hilfe notwendig ist: Wäsche machen, kochen, putzen,
beim an- und ausziehen helfen, vorlesen, spielen, singen,
Bewegungsangebote,... und eben auch die allgemeine Grundpflege oder eine Runde tanzen an Fasching ;)
Wir ermöglichen
den Bewohnern ein überwiegend selbst bestimmtes Leben.
Außerdem brauchen auch wir ihre Hilfe bei der Alltagsbewältigung. Das schenkt ihnen Zufriedenheit, Bestätigung und sie bleiben so länger körperlich mobil und geistig fit.
Nun, die Pro Seite meiner Pro&Contra-Liste überwog eindeutig: Es stand 17:2
Also entschied ich mich, ein paar Tage zu hospitieren.
Natürlich hatten die Bewohner mein Herz in "Null-Komma-Nichts" erobert und ich blieb ;)
Ich hab mir ein E-bike gekauft und radel seither wenn nur irgendwie möglich, in die WG.
Und das viel wichtigere:
Heute ist es mir eine Ehre, Menschen pflegen zu dürfen.
Ist es nicht ein Akt der Nächstenliebe und des Vertrauens, einem Menschen so nah sein zu dürfen?
Für diese Sicht der Dinge war ich damals wohl noch nicht reif.
Bei uns wohnen überwiegend demente Menschen.
Ich schätze und
liebe Menschen mit Demenz sehr. Sie sind so ehrlich. Ich weiß immer, woran ich
bin.
Fern von
jeglicher Norm und Glaubenssätzen wie "das tut man nicht". Sie strahlen einen unbeschreiblichen Frieden aus, wenn mensch sie in ihrer Welt lässt.
Es sind Menschen, die ihr Leben lang gearbeitet, funktioniert und erschaffen haben. Sie haben uns unsere Eltern geschenkt und haben alles nach dem Krieg wieder aufgebaut. Wir fahren auf ihren Straßen und leben in ihren Häusern.
Ich habe solch unbeschreibliche Achtung und tiefste Dankbarkeit für diese Generation.
Ihre Augen bringen mein Herz zum singen. Wenn deren Hand die meine sucht, bekomme ich Gänsehaut. Ihre Wesen öffnen meine Seele.
Wenn ich es schaffe, jedem*r Bewohner*in mindestens ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, gehe ich erfüllt, dankbar und zufrieden wieder nach Hause.